Christiansø – Festungsinsel vor Bornholm
Christiansø – Festungsinsel vor Bornholm

Christiansø, Frederiksø und Græsholm
Die Inselgruppe Ertholmene ca. 18 km nordöstlich von Gudhjem bildet Dänemarks östlichste Landflecken. Bewohnt sind nur Christiansø und Frederiksø, durch einen schmalen Sund getrennt, den einer schmale Drehbrücke überquert (Bildmitte). Diese beiden Festungsinseln – 1684 bis 1855 ausschließlich militärisch genutzt – atmen in jeden Winkel Geschichte und stehen komplett unter Denkmalschutz. Die umliegenden Schären, allen voran Græsholm (oben rechts hinter dem markanten Turm), stehen indes unter Naturschutz als Heimat vieler Seevögel und Kegelrobben.

Das Ausflugsschiff Ertholm
läuft in der Hochsaison bis zu dreimal am Tag von Gudhjem Richtung Christiansø aus.
Nicht ganz eine Stunde dauert die Überfahrt.

Die Ertholm
erblickte schon 1967 auf der Husumer Schiffswerft das Licht der Welt, ist aber eine sorgfältig gepflegte und schnittige Schiffsdame. Hier passiert sie beim Einlaufen in den Sund von Christiansø einen holländischen Segler, der gerade die Inselgruppe verlässt.

Die dänische Postflagge
weht am Heck der Fähren, die zwischen dem Bornholmer Festland und Christiansø verkehren. Sie bringen Zeitungen, Liebesbriefe, Pakete, Päckchen, Rechnungen und wer weiß was sonst zu den rund 90 Menschen, die auf Christiansø und Frederiksø leben.

Ertholm auf den letzten Metern...

...und endlich angelegt.
Der Anleger der Ertholm liegt direkt vor dem historischen "Zentrum" von Christiansø.

Das Postschiff Peter
ist das Arbeitstier auf der Route vom Bornholmer Festland zur Insel Christiansø. Die Peter fährt auch im Winter bei fast jedem Wetter.

Postschiff Peter ...
... passiert die Robben- und Vogelinsel Græsholm, die unter strengem Naturschutz steht.

Logistik-Dienstleister auf Christiansø:
Wenn Peter oder Ertholm angelegt haben, muss alles, was sie an Bord haben auf der Insel verteilt werden.

Lokale Führer wie Thora
warten bei jeder Ankunft der Ausflugsschiffe auf Besucher.
Meist kann man sich noch spontan einer Gruppe anschließen.

Inselführungen wie hier mit Thora
lohnen auf jeden Fall und lassen noch Zeit für eigene Inselerkundungen oder ein Bad in der Ostsee.

Gyldenløves Bastion
bietet Aussicht über die Nordküste von Christiansø auf das Meer. Früher stand hinter dieser Öffnung eine Kanone und wartete auf feindliche Schiffe.

Das "Weiße Haus" von Christiansø:
Hier residiert der "König" von Christiansø, hier hat seine Inselverwaltung ihren Sitz und auch die Polizei unterhält hier eine Inselwache.

Im Lægenshus auf Christiansø
wohnte früher der Festungsarzt Rande des schattigen Kongens Have.

Blick auf die ehemaligen Kasernen
von Frederiksø aus über den Sund hinweg zum Christiansø-Ufer. Die malerischen, alten Kasernenblöcke beherbergen heute begehrte Wohnungen.

Eine schmale Drehbrücke verbindet Christiansø mit Frederiksø.
Die beiden bewohnten Inseln sind nur durch einen schmalen Sund getrennt. Auf dem Bild ragt links hinter der Brücke einer der beiden alten Festungstürme auf, in den später der Inselleuchtturm hinein gebaut wurde und der heute Teil des Inselmuseum "Die zwei Türme" ist.

Leuchtturmspitze schaut auf Christiansø
gerade noch aus dem älteren der beiden Festungstürme heraus.

Im Inneren des Christiansø Fyr,
des Leuchtturms von Christiansø, wird seine Technik erklärt. Der Leuchtturm ist Teil des Museum Store Tårn.

Der Museumsturm auf Christiansø ...

... ist auch architektonisch eine Perle.

Der Blick auf "Gaden"
mit den alten Kasernen ist nur ein Ausschnitt der 360° Rundumsicht vom frisch restaurierten Museumsturm Store Tårn.

Alte Kasernenbauten
säumen Gaden, "Die Straße". Die zweigeschossigen Gebäude sind haute als Wohnanlage begeht.

Gaden
zeigt auch im Detail viel Nostalgie.

Die Alte Rettungsbootstation
liegt am Nordrand des Gaden Komplexes.

Lille Tårn,
der kleinere Verteidungsturm auf Frederiksø, begerbergt Teil 2 des Inselmuseum "De To Tårne".

Lille Tårn
versucht sich hinter Bootsmasten zu verstecken...

... oder gibt die Kulisse
für einen spektakulären Sonnenuntergang.

Lilletårnsbrønd,
der alte Brunnen neben dem kleinen Turm auf Frederiksø, ist für die Frischwasserversorgung längst nicht mehr nötig. Alles nötige Trinkwasser wird in einer modernen Hybridanlage aus entsalzenem Meer- und Grundwasser aufbereitet, Aus den vielen alten Wasserreservoirs sind indes wunderbare Biotope für Wasserflora und -fauna entstanden.

Noch zwei Teichfrösche
gut getarnt in einem der beiden "Salomons Briller" Tümpel.

Feierabendbier wird getrunken,
wenn das letzte Ausflugsboot des Tages ablegt. Endlich haben die Locals auf ihre Insel wenigsten wieder die gefühlte Mehrheit.

Ein Inselkünstler
mit seinem liebsten Motiv.

Das Leben kann so schön sein:
"Locals" bei einem relaxten Picknick auf Frederiksø.

Der Badesteg am "Nyhavn"
von Frederiksø lädt zur schnellen Abkühlung in der Ostsee.

Kunsthandwerker
lieben die entspannte aber kreative Atmosphäre auf Christiansø und Frederiksø.

Alte Fischerhütten
prägen das idyllische Bild der Insel. Viele sind liebevoll hergerichtet, auch als Sommerdomizile.

Gartenidylle ...
...auf Christiansø.

Die Gärten von Christiansø...
... sind fast alle kleinen Schmuckstücke.

Die Gärten von Christiansø...
... sind fast alle kleinen Schmuckstücke.

Mann kann in den Gärten von Christiansø
durchaus etwas ernten, auch wenn der Boden auf den Felsen karg ist.

Ob das wohl auch ein Sommerhaus
für Freunde oder Freunde von Freunden ist?

Ertholmene Hafen
mit dem Lille Tårn im Hintergrund.

Noch gibt es auf Christiansø ein Posthaus,
im restlichen Dänemark sind sie weitgehend wegrationalisiert.

Christiansø Gæstgiveri:
Gäste genießen die Abendsonne auf der Terrasse.

Christiansø Gæstgiveri
ist der Inselkro mit sechs Zimmern und exzellentem Retaurant.

Christiansø Gæstgiveri
zeigt sich schon über der Eingangstür ganz nostalgisch.

In der Christiansø Gæstgiveri
kommen abends Besucher und Inselbewohner zusammen. Gern wird gewürfelt!

Blick vom Store Tårn auf
Christiansø Gæstgiveri.

Fængslet Ballonen,
das alte Staatsgefängnis, in dem früher auch politisch unliebsame Königs- und Systemkritiker "abgeschoben" wurden, dienst heute als Mini-Herberge.

Christiansøs Zeltplatz
in der Hertugindens Bastion bietet auch nur wenig Platz.
Lassen Sie sich von unserer Slideshow über Christiansø und Frederiksø zu einem Ausflug auf die kleine Inselgruppe verführen, die auch als Ertholmene bekannt ist. Machen sie nichts, laufen die Bilder einfach weiter. Dies empfiehlt sich beim Betrachten auf kleinen Mobilgeräten. An PC und Laptop können Sie die Bilderschau anhalten und sich Informationen zum jeweiligen Motiv anzeigen lassen, wenn Sie mit der Maus auf das Bild gehen.
Christiansø, die durch einen schmalen, aber überbrückten Sund getrennte Schwesterinsel Frederiksø und ein paar unbewohnte Schären ergeben zusammen Ertholmene, was im Deutschen gern zu Erbseninseln gemacht wird, obwohl diese Übersetzung gewagt ist. Vor Ort interessiert das kaum jemanden. Die rund 90 festen Bewohner sprechen von ihrer Heimat als ›Øerne‹, Inseln, und konsequenterweise von Bornholm als ›Das Land‹. Die Bornholmer ihrerseits nennen die Inseln pars pro toto nach der größten gern Christiansø.

Die einzige dänische Schärengruppe nimmt historisch, geographisch und politisch eine Sonderstellung im rot-weißen Königreich ein. Es ist Dänemarks östlichster Landflecken, knapp 20 km vor der Nordostküste Bornholms. Von 1684 bis 1855 bestand hier die Seefestung Christinsø, die zwar ein paar Mal beschossen aber nie eingenommen wurde. Sie brachte Dänemark aber auch nie die erhoffte Herrschaft über die Ostsee. Und Mitte des 19. Jahrhunderts musste Dänemarks Marineführung erkennen, dass die Entwicklung der Waffentechnik die Festung schlichtweg überrollt hatte. Die Festung wurde 1855 niedergelegt und die ganze Inselgruppe mit all ihren Bauten unter Denkmalschutz gestellt. Dem muss sich sich seitdem jeder aus der kleinen Fischer-, Künstler- und Aussteiger-Gemeinde, die ganzjährig hier lebt, unterwerfen. Im Prinzip kann kein zerbrochener Dachziegel einfach mal eben ersetzt werden, man muss versuchen einen passenden alten zu finden. Nirgendwo in Dänemark ist ein historischer Komplex solcher Größe so konsequent in einem historischen Status quo fixiert. Und Christiansø untersteht bis heute dem Verteidigungsministerium.

Christiansø steht zwar unter den Fittichen des Verteidigungsministeriums, aber die Kanonen sind nicht mehr in Betrieb. Außerdem sind die Schweden und Engländer, gegen die sie sich einst richteten, heute Freunde statt Feinde.
Das ernennt einen Verwalter, den die Insulaner gern als ›König von Christiansø‹ oder einfacher: ›Leuchtturmwärter‹ titulieren. Der Vorteil, wenn man hier wohnt: Es fallen keine kommunalen Steuern und Abgaben an und damit liegt der Steuersatz weit unter dem im restlichen Dänemark. Nachdem es lange aussah, als ob die Einwohnerschaft überaltert, locken diese Lebensbedingungen wieder junge Familien. Am besten sieht man das in der Mini-Inselschule, auf die man bis zur 7.Klasse gehen kann. Unterrichtet wird in zwei Gruppen, pragmatisch unterteilt in die Kleinen und die Großen. Immerhin drücken über ein Dutzend Schüler die Schulbank und etliche kleine Anwärter wachsen noch heran. Vier Lehrer unterrichten offensichtlich ganz gut: Im März 2015 wurde Viktor Vestergaard Holt aus der 7. Klasse der Zwergschule von Christiansø dänischer Vizemeister in einem landesweiten Vorlesewettbewerb gegen Konkurrenz aus dem ganzen Königreich – die Schule berichtet das stolz auf ihrer Webseite.
Fast 50000 Besucher kommen jedes Jahr, die meisten bleiben nur 3 Stunden
Neben Geldern vom Verteidigungsministerium und den Renten leben die Menschen auf Christiansø vor allem vom Tourismus. Fast 50 000 Besucher kommen jedes Jahr, mit ganz wenigen Ausnahmen aber nur zu einem Tagesausflug. Sie wuseln rund eine Stunde über die felsigen Pfade und die Gänge auf den erhaltenen Festungsmauern, dann haben die meisten genug gesehen. Einige steuern noch das Inselmuseum oder den Leuchtturm mit dem ultimativen Rundumblick an und die gut Vorbereiteten haben ein Handtuch dabei, um eine der die vielen Nischen zwischen den Felsen für eine Schwimmrunde zu nutzen. Aber irgendwann tauchen alle vor Kro- und Dorfladen auf, schlecken Eis, trinken Bier und kaufen Souvenirs. Drei Stunden dauert im Durchschnitt der Inselaufenthalt – ›3-timers turister‹ heißen die Tagestouristen folglich auf der Insel.

Der Naturhafen zwischen Christiansø und Frederiksø ist bei Seglern beliebt. Die haben ihr Bett selbst dabei und nicht wie andere Besucher Probleme mit den im Sommer immer viel zu knappen Übernachtungsmöglichkeiten.
Eine ganz andere Welt mit einer in jeder Hinsicht entschleunigten Atmosphäre öffnet sich den Besuchern, die mit dem eigenen Boot gekommen sind oder eines der sechs Zimmer im Insel-Kro, eine der fünf ›Zellen‹ des historischen Staatsgefängnisses – heute eine kleine Jugendherberge – oder einen der gut zwei Dutzend kleinen Stellplätze für Zelte hinter den schützenden Mauern der Hertugindens Bastion ergattert haben. Fährt gegen 16.30 Uhr das letzte Schiff mit Tagesgästen ab, versammeln sich die ›locals‹ auf ein erstes Bier und einen Schnack vor dem kleinen Inselladen. Dort lehnen sie auf den Mauern der alten Bastion, schauen zum Anleger hinab und klatschen dem abfahrenden Boot Beifall. Die wenigen verbliebenen Touristen schlendern noch einmal über die Insel, die ihnen jetzt fast allein gehört, wo eben noch Menschengewusel war. Jetzt sieht man in Ruhe die Details, die kleinen Gärten und die historischen Häuschen.Später treffen sich alle im Licht der untergehenden Sonne auf der Terrasse des Kro beim Abendessen und auf ein zweites oder drittes Bier. Nicht selten kommt es zu später Stunde zu spontanen Jamsessions mit Schifferklavier und ›Hygge‹-Gesängen, für die die Dänen im ganzen Norden berühmt sind.
Dank begrenzter Schiffskapazitäten wird es nie zu voll auf Christiansø

Die Gæstgiveri – auch als Christiansø Kro bekannt – ist bei den Inselbewohnern ebenso beliebt wie bei ihren Besuchern.
Die Seereise zwischen Bornholm und Christiansø reguliert dank der begrenzten Kapazitäten auf der ›großen‹ Ertholm und dem kleinen Postschiff Peter den täglichen Sturm der Tagesgäste auf die Insel. So wirkt Christiansø nie völlig überlaufen. Nur muss man beachten: Tagestickets gelten für eine feste Hin- und Rückfahrt mit jenen drei Std. Aufenthalt. Einfach eine Rückfahrt überspringen und später als vorgesehen zurückzufahren, ist gefährlich. An schönen Tagen sind die Schiffe ausgebucht und man darf aus Sicherheitsgründen nicht an Bord, solange man für die betreffende Abfahrt kein gültiges Ticket besitzt. Angesichts der wenigen Besucherbetten hat man dann wirklich schlechte Karten. Vielleicht gewinnt man aber ein Nachtlager beim ›Raffel‹, beim Würfeln: ›Snyd‹, eine dänische Variante des ›Lügenpasch‹, ist liebste Beschäftigung der Stammkunden an langen Abenden in der Kro-Stube. Viel Glück.
© Text & Fotos: Hans Klüche 2015, komplett aktualisiert 2019